SV Emsdetten 05
vs.
Westfalia Herne 4:1

Noch sieglos sind die Mannschaften des SV Emsdetten 05 und von Westfalia Herne, die am heutigen Sonntag im Salvus-Stadion des Oberliga-Aufsteigers aufeinandertreffen. Der SV geht auf den 1905 in Emsdetten gegründeten Turnverein zurück, dessen Fußballabteilung sich 1924 unter dem heutigen Namen selbstständig machte. In den 70er Jahren waren die Schwarz-Weißen bereits ein paar Jahre lang in der Amateur-Oberliga aktiv, 1980 stieg man als 17. der Spielklasse ab, um zur jetzigen Spielzeit zurückzukommen. Nach zwei Spieltagen ohne Punktgewinn stehen die Hausherren schon jetzt unter Druck, einen Dreier einzufahren, um nicht von vornherein tief im Abstiegsstrudel zu stecken. Nicht viel besser geht es der Westfalia aus Herne. Der frühere Zweitligist hat vor allem am letzten Spieltag nicht überzeugen können, als es gegen einen anderen Aufsteiger, den TSG Sprockhövel, nur zu einem 1:1-Unentschieden reichte, und es heißt, das Verhältnis der Mannschaft untereinander sei nicht das beste. Keine günstige Ausgangslage also, um sich heute mit einem Sieg für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Die Westfalia ist zwar über weitere Strecken das spielerisch bessere Team, das die Partie zu kontrollieren scheint und den weitaus besseren Spielaufbau zeigt, aber die Tore fallen auf der anderen Seite. Das geschieht letztendlich nicht einmal glücklich, da die Hausherren ihre spielerischen Defizite mit Einsatz und Kampfeswillen mehr als nur wettmachen. Mit dem Arbeiten haben es die Blau-Weißen aus dem Ruhrgebiet dann wieder nicht so und vor allem in der Abwehr steht man oft Meter vom Gegner entfernt, so daß man sich nicht zu wundern braucht, wenn daraus Torchancen und schließlich auch Treffer für den SV entstehen. Bei Halbzeit heißt es noch 1:1, da die Westfalia das Führungstor des SV mit einem sehenswerten Heber - dem schönsten Treffer der Partie - ausgleichen kann, doch im zweiten Abschnitt setzt sich endgültig Arbeitswille über Schönspielerei durch, wobei die Abwehrleistung der Herner Cracks jetzt teilweise an Arbeitsverweigerung grenzt. Besonders zu den Treffern zum 2:1 und 3:1 werden die Hausherren geradezu eingeladen und beide Male läßt man sich nicht lange bitte, sondern hämmert das Leder freistehend aus dem Bereich der Freistoßgrenze ins Tor der Gäste.

Obwohl auch die Heimfans einen kleinen Block auf der linken Seite der Tribüne bilden, sind die Gästefans, zumindest insoweit man durch das Tragen von Schals oder sonstigen Utensilien in den Vereinsfarben Zugehörigkeit zu einem der Kontrahenten bekundet, in der Mehrzahl. Gelgentlich lassen die Herner Fans mal einen Sprechchor hören, im ersten Abschnitt wird es auch kurz laut, als man beim Stand von 0:0 einen Elfmeter für das eigene Team fordert, aber letztendlich bleiben die Gästefans eher ruhig und folgen dem vor allem im zweiten Abschnitt für sie immer unerfreulicheren Geschehen mit stummem Frust. Die Fans der Hausherren lassen auch nur selten etwas von sich hören, zeigen dafür aber zu Beginn des zweiten Abschnitts ein Intro mit fünf bengalischen Fackeln - beweisen also mit einer Fackel pro Treffer aus dem Endstand hellseherische Fähigkeiten. Originellerweise werden die Anhänger zur Ordnung gerufen, das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu unterlassen, obwohl sowohl in der Vereinskneipe des SV mit Fotos, auf denen Fackeln abgebrannt werden, zum Spielbesuch geworben wird und es auch auf der offiziellen Homepage des SV 05 heißt: “Der 05-Fanclub Dettencrew sorgt bei Heim- und Auswärtsspielen für eine tolle Stimmung. Bengalische Fackeln und schwarz-weißes Rauchpulver dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie Pauken und diverse Fahnen.” Vermutlich kommt man mit der Ansage Verbandsbestimmungen nach, ohne das wirklich zu wollen.

Das Salvus-Stadion scheint bis vor kurzem auf den Namen Stadion am Wasserturm gehört zu haben und inzwischen nach einem Sponsor - dem wohl unbekanntesten Hersteller von Erfrischungsgetränken der Welt, dessen Produkte aber immerhin im Salvus-Stadion selbst verkauft werden - zu heißen. Ausgebaut sind hier vor allem die Längsseiten, wobei die eine mit einem abgesenkten Flachgebäude bebaut ist, das die Umkleidekabinen und sonstige Räume enthält und dessen Dach eine Art Terasse bildet, von der aus man das Spiel verfolgen kann. Das wird gerne genutzt, ist doch im hinteren Bereich der Terasse der Eingang ins Vereinsheim, wo man sich ein Gläschen für zwischendurch oder auch Kaffee und Kuchen sichern kann. Stadiontypischer ist da schon der Ausbau gegenüber, wo es einige Betonstufen gibt. Im mittleren Bereich sind die von einer gemauerten Tribünenkonstruktion umgeben, die auch über ein Dach verfügt und mit zwei Reihen blauer Plastikschalen auch über einen Sitzplatzbereich verfügt, der farblich freilich eher zu den heutigen Gästen paßt als zu den schwarz-weißen Hausherren. Auf ein Flutlicht hat man beim Salvus-Stadion verzichtet, nicht aber auf Leichtathletik-Einrichtungen und eine kleine elektronische Anzeigetafel, die ans Vereinsheim montiert ist und mit Digitalzahlen den Spielstand verkündet. Auf der Rückseite der Tribüne befinden sich noch zwei weitere Rasenplätze, so daß es an Spielstätten für die diversen Teams des SV nicht mangelt. Unfreiwillig komisch sind übrigens noch die um das Spielfeld verteilten Hinweisschilder, daß man die “Umlaufbahn” nur mit Turnschuhen oder Laufschuhen mit Spikes betreten dürfe - damit haben Yuri Gagarin und John Glenn Anfang der 60er Jahre als erste Menschen in der Umlaufbahn vermutlich nicht zu kämpfen gehabt.