1. FC Köln (A) |
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11.08.2004, Südstadion, Regionalliga Nord |
Das Kölner Südstadion muß dem FC St. Pauli fast wie eine zweite Heimat vorkommen, denn die Hamburger dürften in kaum einem anderen
Stadion außer dem Millerntor dermaßen oft angetreten sein - besonders in den 90er Jahren des lezten Jahrhunderts, als man acht von zehn möglichen Spielzeiten gemeinsam mit den Hausherren von Fortuna Köln in der 2. Liga verbracht hat. Im letzten Jahr ging es an dieser Stelle zum ersten Mal gegen die gerade in die Regionalliga aufgestiegene zweite Mannschaft des 1. FC Köln und da setzte es dann auch direkt eine schmerzhafte 4:0-Niederlage für die Kiezkicker. Am Ende standen die beiden heutigen Kontrahenten nach Punkten nahezu Kopf an Kopf, aber nach Plätzen machten die drei Punkte Abstand in der eng gedrängten Tabelle der Reginalliga-Nord den Unterschied zwischen dem gerade den Klassenerhalt sichernden 14. Platz (1 FC Köln A, 41 Punkte) und dem völlige Sicherheit suggerierenden achten Platz (FC St. Pauli, 44 Punkte) aus. Dabei hatten auch die Hamburger lange zittern müssen und das soll in der aktuellen Saison auf jeden Fall vermieden werden, wobei die Einschätzungen der Leistungsfähigkeit des eingenen Teams stark variieren und so ziemlich alles von Aufstiegs- bis Abstiegskandidat vertreten ist. Mit einem Sieg beim Wuppertaler SV und einem Remis gegen Holstein Kiel steht man jedenfalls nach zwei Spieltagen gar nicht so schlecht da und sollte mit Selbstbewußtsein in die Partie gehen können, um die gute Ausgangslage auszubauen.
Um so unverständlicher, wie mutlos die Gäste besonders in der Anfangsphase der Partie agieren. Zwar tragen die Hamburger in den ersten
Minuten ein paar halbherzige Angriffe vor, aber zu echten Torchancen kommt es nicht und das sieht dann nach guten zehn Minuten auf der anderen Seite ganz anders aus, als der 1. FC Köln zwei aufeinanderfolgende Angriffe abschließen kann und dabei kann man kaum behaupten, daß die die Defensivabteilung von St. Pauli den Hausherren dabei allzugroße Steine in den Weg legt. Zwar gelingt dem FC St. Pauli fast ebenso schnell der Anschlußtreffer - nur fünf Minuten vergehen zwischen 2:0 und 2:1 -, aber als Signal zum Kampf um den Ausgleichstreffer wirkt der nicht wirklich. Vielmehr verschlafen die Gäste den Großteil der Restspielzeit und da bringt auch die Halbzeitpause keine Wende. Erst fünf Minuten vor Schluß besinnen sich die Hamburger auf ihre Kampfqualitäten und jetzt bestürmen sie tatsächlich den Kasten der Hausherren, was binnen kürzester Zeit zu guten Chancen führt. Am Ende steht nach dem viel zu kurzen Aufbäumen des FC St. Pauli ein Pfosten- und ein Lattentreffer zu Buche - von letzterem behaupten einige der Gästefans wohl eher zu Unrecht, daß der Ball drin gewesen sei -, aber eben kein Treffer und die Gästespieler müssen sich fragen lassen, warum sie erst in der Schlußphase der Schlußphase auf die Idee gekommen sind, sich gegen die Niederlage anzustemmen.
Unter den etwa 3000 Zuschauern befinden sich etwa ein Drittel Anhänger der Gäste, das sich zur überwiegenden Mehrheit aus Fans und
Sympathisanten aus der näheren Umgebung rekrutiert. Nach einem Intro mit Transparent und Doppelhaltern gibt es auf Seiten der Gäste einen durchgängigen und recht guten Support, wobei man von zwei Stimmungszentren aus anfeuert. Die Ultras Sankt Pauli haben sich im rechten Bereich der Kurve aufgestellt, während die eher traditionell orientieren Anhänger der Hamburger etwas mehr Richtung Mitte stehen, und beide Gruppen stimmen immer wieder Gesänge an. Obwohl es beim FC St. Pauli durchaus leichte Brüche zwischen Ultras und Restfans gibt, kommt der Support nicht besonders inhomogen rüber. Es gibt durchaus immer mal wieder gemeinsame Gesänge der beiden Fraktionen und selbst wenn nicht, insgesamt ergänzt man sich mehr als sich gegenseitig zu behindern. Am Ende hat man im Bereich der Stimmung um Längen gegen die Kölner gewonnen, die supportmäßig schlicht nicht präsent waren, aber auch da können sich die St.-Pauli-Fans nur bedingt drüber freuen. Bei dem Gegner ist es halt keine Kunst, den Support für sich zu haben.
Bis zum Aufstieg in die Regionalliga kickten die Amateure des 1. FC Köln im vereinseigenen Franz-Krämer-Stadion, seither geht man
wegen der fehlenden Regionalligatauglichkeit dieser Anlage im Südstadion des Lokalrivalen auf Punktejagd. In der laufenden - bzw. für die Fortuna noch bevorstehenden - Spielzeit werden die Amas das Südstadion exklusiv für sich haben, denn der stetige Abstieg des früheren Bundesligisten aus dem Kölner Süden setzt sich insofern fort, daß der SC Fortuna das 1978 gebaute Südstadion verlassen muß, weil man die Betriebskosten nicht mehr tragen kann. Damals war die Bezirkssportanlage Köln-Süd errichtet worden, zu der auch das mehr oder weniger exklusiv für die Fortuna errichtete Südstadion gehört. Der Club konnte so aus Müngersdorf, wo man seit dem Aufstieg in die Zweitklassigkeit 1967 in der Radrennbahn unmittelbar neben dem Stadion des Lokalrivalen gespielt hatte, in seine Heimat im Kölner Süden zurückkehren. Ganz so exklusiv war der Bau dann freilich doch wieder nicht und so hat das Südstadion alles zu bieten, was der Name Bezirkssportanlage befürchten macht, allem voran ausgedehnte Leichtathletik-Anlagen, die das Publikum auf eine mehr als stattliche Distanz zum Spielgeschehen bringen. Eine Tribüne ziert die Anlage, natürlich auf der Längsseite untergebracht und mit roten Holzbänken bestückt und der Rest ist mit Stehplatzstufen umgeben. So sieht es halt so aus wie in zahlreichen anderen Stadien auch, nur eben etwas liebloser. Zu großen Zeiten der Fortuna träumte der Macher und Finanzier des Clubs, Hans "Jean" Löring, von einem reinen Fußballstadion für seine Fortuna, aber der Schäng ist inzwischen genauso Pleite wie der Verein, dessen Geschicke er über Jahrzehte bestimmte, und so kommt die Fortuna zur Spielzeit 2003/2004 auf eine etwas andere Art zu einem neuen Spielort als vorher geplant und bislang ist auch noch nicht so ganz klar, wo man denn demnächst spielen wird. Nur eins ist sicher: an seinen traditionellen Spielort kann der Sport-Club Fortuna nicht zurückkehren, denn das Sparkassen-Stadion an der Schönhauer Straße, das der Sparkassen-Verein 1927 in die Fusion eingebracht hatte, die 1948 zur Gründung der Fortuna führte, existiert bereits seit 1974 nicht mehr. Das Südstadion jedenfalls ist erst mal Spielort der Amateure des 1. FC Köln - bzw. der U23, wie man sich offiziell nennt - und würde wohl bei einem Abstieg der jetzigen Nutzer aus der Regionalliga leerstehen, was endgültig die mangelnde Liebe demonstrieren würde, die man in Köln der BSA Süd entgegenbringt, die niemals wirklich angenommen worden ist, was man wohl auch über die Fortuna sagen kann, die nur einmal vor ausverkauftem Haus spielen konnte - beim 5:0-Erfolg im DFB-Pokal-Halbfinale 1984 gegen Borussia Dortmund.
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