Mellendorfer TV vs. FV Löchgau 0:1
512 Zuschauer
Wenn die Sprache auf den Ort Mellendorf kommt, dürfte es eher bei Eishockey- als bei Fußballfans 'klingeln', denn immerhin liegt hier der Ursprung der Wedemark/Hannover Scorpions, die sich allerdings 2001 in die Landeshauptstadt verabschiedet haben. Doch es gibt auch den Mellendorfer Turnverein, der Wedemark treu geblieben ist und unter anderem den Fußballsport pflegt, wobei vor allem das Frauenteam überregional bekannt ist. 2008 schaffte es den Aufstieg in die 2. Bundesliga, während die Männer des MTV in der Kreisliga kicken. Ob die Mellendorferinnen allerdings im ersten Ligajahr den Klassenverbleib schaffen, wird sich erst heute klären, denn als Drittletzter der Nordstaffel müssen sie ihr Glück über Entscheidungsspiele gegen den FV Löchgau versuchen, der diese Position in der Abschlußtabelle der Südstaffel eingenommen hat. Immerhin hat der MTV bei den Stuttgarter Vorstädterinnen ein 1:1-Remis erreicht und geht jetzt mit einer leichten Favoritenrolle als Gastgeber ins Rückspiel. In der regulären Spielzeit hat man übrigens exakt das gleiche Ergebnis erreicht - beide Teams konnten in ihrer jeweiligen Staffel 17 Punkte aus 24 Partien holen.
Im ersten Abschnitt agieren beide Teams eher zaghaft und es ist den Spielerinnen anzumerken, daß sie von der Bedeutung der Partie verunsichert sind, wobei die augenscheinliche Inaktivität des MTV auch darin zu erklären sein mag, daß man aufgrund der Auswärtstorregel mit einem torlosen Remis zufrieden sein kann. Wenn dem so ist, ist das ein riskantes Spiel, wie schon in der ersten Hälfte bei noch eher sporadischen Angriffen der Schwäbinnen klar wird. Daraufhin intensiviert der FV Löchgau im zweiten Abschnitt die Bemühungen und scheitert mehrmals knapp - einmal rettet eine Verteidigerin von Mellendorf für ihre geschlagene Torhüterin auf der Linie. In der 68. Minute ist es dann aber so weit: Anna Hartwig kann sich auf der Außenbahn durchsetzen und ihre Hereingabe erreicht Alexa Gantner, die völlig unbedrängt einschießen kann. In der Folge müssen die Hausherrinnen natürlich etwas tun, und tatsächlich versucht man auf den Ausgleich zu drängen, doch die Konter des FV Löchgau sind zu jeder Zeit vielversprechender als die Bemühungen des MTV, der mehrmals nur knapp einem höheren Rückstand entgeht. So rettet zwar in der 78. Minute nochmal der Pfosten für Mellendorf, aber die Niederlage und somit der Abstieg aus der zweiten Liga ist auch so besiegelt für die Niedersächsinnen, die nicht mehr die Energie haben, die Verlängerung zu erzwingen.
Einige Anhänger aus Mellendorf haben sich mit einem von ihnen allerdings verdeckten Trasnsparent in der Kurve aufgesellt und versuchen von hier aus, mit akustischer Unterstützung zum Gelingen des Klassenerhalts beizutragen, wobei es immer wieder mal MTV-Sprechchöre gibt, man sich aber über weite Strecken der Partie lieber mit Provokationen gegen die Gäste beschäftigt und teilweise bei Sprüchen gegen Stuttgart und für den Karlsruher SC den Eindruck macht, sich beim Bundesligaspiel von Hannover 96 gegen den VfB zu wähnen, und das, obwohl der Gästeanhang keine sichtbare Beziehung zu dem Männer-Bundesligisten hat und man in Karlsruhe sicherlich nichts von der hier proklamierten Freundschaft zwischen MTV und KSC weiß. Auch der FV Löchgau wird von einer Fangruppe begleitet, die in einer Stärke von etwa 50 Leuten sogar signifikant größer ist als die der Gastgeber. Auf Sprechchöre verzichtet man weitgehend und sorgt stattdessen mit Lärminstrumenten wie Rappeln für Stimmung, wobei die gute Laune natürlich nach Abpfiff den Höhepunkt erreicht, als die Mannschaft des FVL zu ihren Fans eilt, um mit ihnen und einem zur 'Nichtabstiegsschale" umfunktionierten Pappteller den Erfolg zu feiern.
Das Wedemarkstadion liegt etwas verdeckt und nicht sonderlich gut ausgeschildert im Norden Mellendorfs. Es handelt sich um ein Mehrzweckstadion mit Laufbahn, das auf einer Seite über Ausbau verfügt. Hier sind fünf Betonstufen zu finden, auf denen man sich niederlassen kann, was auch von einer deutlichen Mehrheit der Zuschauer angenommen wird. Dazu kommt ein kleiner Graswall in einer der Kurven sowie die Möglichkeit, sich auf der Gegenseite ebenerdig vor dem Zaun zur angrenzenden Straße Ortsriede aufzubauen. Ein Wetterschutz fehlt völlig für das Publikum, so daß es ein echter Glücksfall ist, das es trotz des grundsätzlich eher regnerischen Wetters während der Partie trocken bleibt. Insgesamt ist das Wedemark-Stadion also ein eher sparsam ausgestatteter Sportplatz, denn es fehlen auch Flutlichtanlage oder Ergebnisanzeige. Immerhin ist die Lage ganz idyllisch, den der Platz ist auf allen Seiten von Bäumen umsäumt. Es könnte der Eindruck entstehen, daß er sich im Wald befände, tatsächlich ist er aber in drei Richtungen von Bebauung umgeben.