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10054 Zuschauer
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Der Hintergrund der Canadian Championship ist, daß man sich in dem nordmerikanischen Staat nicht über die höchste Nationale Liga
CLS für die Championsleague des CONCACAF qualifizieren kann, sondern stattdessen zu Saisonbeginn eine Qualifikationsrunde unter den
drei kanadischen Profiteams in den internationalen Ligen MLS und USL ausgespielt wird. In deren Rahmen treffen sich heute die beiden
USL-Vertreter Montreal Impact und Vancouver Whitecaps, während MLS-Team und Favorit Toronto FC spielfrei ist. Montreal Impact wurde 1993 nach der Pleite der damaligen CSL gegründet. In der USL bzw. deren Vorgänger ASL gewann man gleich im ersten Jahr den Titel, konnte jedoch danach erst mal nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen, bevor es 2004 den nächsten Titel für die Frankokanadier gab. 2002 war die Besitzerschaft von der Saputo-Familie auf die Stadt Quebec übergegangen, was für etwas Unfrieden sorgte, denn seither ist man als Non-Profit-Organisation unterwegs, was den Neid anderer Teams erweckt hat, weil der Impact eben bezuschußt wird und keinen Gewinn erwirtschaften muß. Die Whitecaps haben sogar eine Tradition seit 1974 aufzuweisen, denn damals wurde erstmals ein Team dieses Namens gegründet und nahm an der NASL (North American Soccer League) teil. Nach der Auflösung der Liga war auch das Team 1984 am Ende, bevor man 1986 als Vancouver 86er neugegründet wurde und viermal Meister der CSL wurde, bevor man sich nach deren Pleite 1992 dem USL-Vorgänger ASL anschloß, in der man 2006 einen weiteren Titel erringen konnte.
Nachdem Montreal Impact das erste Spiel des Wettbewerbs mit 0:1 in Toronto verloren hat, steht man heute unter Druck, sein Heimspiel gewinnen zu müssen,
um ernsthaft im Rennen zu bleiben. Daß sie dazu hochmotiviert sind, ist den Kickern aus Montreal von Anfang an deutlich anzumerken,
denn man geht couragiert zur Sache und setzt die Whitecaps unter Druck, die nur sporadisch aus der Abwehr kommen. In der 25. Minute kommen die Gastgeber dann auch zum Führungstreffer, wobei man ein wenig Glück hat, da der Ball so von einem Abwehrspieler aus Vancouver abprallt, daß er dem einschußbereiten Severino Jefferson vor die Füße fällt, der nicht lange zögert, seine Farben mit einem satten
Schuß in Front zu bringen. Richtig schön ist das Tor zum 2:0, bei dem ein Spieler von Vancouver vom Paß von Mauro Biello getunnelt wird,
der zu Joey Gjertsen erreicht, der sich ein Herz nimmt und das Leder unerreichbar ins Tor der Gäste hämmert. Die Vancouver Whitecaps kommen durchaus auch zu Chancen, doch heute macht Impact-Goalie Matt Johnson einfach alles richtig und erweist sich als unüberwindbar für die Gäste, so daß es am Ende beim 2:0 für Montreal Impact bleibt und Johnson verdientermaßen einen Shutout (d. h. ein zu-Null-Spiel) in die Bilanz schreiben darf.
Mit einer offiziellen Zuschauerzahl von 10054 ist die Partie zu gut 80 % ausgelastet - angeblich, denn die Lücken auf allen Tribünen sind unübersehbar und scheinen zu belegen, was von anderen USL-Teams behauptet wird, nämlich, daß der Impact durch massive Vergabe von
Freikarten die Zuschauerzahlen schönt - attraktive Gruppenpreise, bei denen die Tickets zu einem Bruchteil ihres Wertes abgegeben werden, gibt es auf jeden Fall ganz offiziell auf der Homepage des Teams zu bestaunen. Die Fans, die wirklich gekommen sind, sorgen jedenfalls durchaus für etwas Support, wobei vor allem die Anhänger auf der Hintertortribüne mit Schwenkfahnen, Doppelhaltern und Sprechchören für Stimmung sorgen, aber auch ab und zu Wechselgesänge zwischen den Längstribünen zum besten gegeben werden. Anhänger aus Vancouver sind sogar auch von Küste zu Küste gekommen - was immerhin 4900 Straßenkilometer oder eine wohl wahrscheinlichere mehrstündige Flugreise erfordert. Die knapp zweistellige Schar von Gästefans ist vor allem nach dem Spiel gut auszumachen, als man noch auf der Gegentribüne bleibt und seine Banner Whitecaps on Tour und Southsiders präsentiert.
Das Stade Saputo ist gerade fertigstellt worden und dient seit dem 21. Mai 2008 als Heimspielstätte des Montreal Impact. Trotz der
nordamerikansichen Angewohnheit, auf eine Überdachung so gut wie verzichten, die auch hier mit Ausnahme von ein paar Plätzen im oberen Bereich der Haupttribüne durchgezogen wurde, kann es gefallen. Auf der Gegenseite ist ein Logo des Impact zu sehen und die Plätze hinter dem Tor sowie auf der Hauptribüne selbst sind mit einem Wellenmuster in verschiedenen Blautönen versehen. Der zweite Hintertorbereich ist ohne Ausbau und steht ganz im Zeichen des Verkaufs von Speisen und Getränken - hinter den hier aufgstellten Zeltdächern ist das Olympiastadion der Sommerspiele von 1976 zu sehen, das über einen sehr auffälligen Turm verfügt, der offensichtlich für Publium zugänglich ist (jedenfalls fährt ein Aufzug außen daran hoch) und mit einer Höhe von 174 Metern als höchster geneigte Turm der Welt gilt - daran aufgehängt ist die Dachkonstruktion des Stadions. Das Saputo Stadion selbst ist übrigens auch Teil des Olympiageländes - früher war hier ein Trainingsplatz untergebracht. Übrigens ist die Anlage für einen Ausbau auf 20000 Plätze konzipiert, was eine Bewerbung des Montreal Impact für die Major League Soccer möglich machen würde, mit der auch in absehbarer Zeit gerechnet wird.
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