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Slavia Prag |
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13.11.2004, Strahov (Evzena Rosickeho), Gambrinus Liga |
Slavia Prag konnte in den letzten Jahren nie aus dem Schatten von Lokalrivalen Sparta hervortreten. Von den elf ausgespielten
Meisterschaften nach der Auflösung der Tschechoslowakei sind acht an Sparta gegangen, Slavia konnte nur eine einzige - in der
Spielzeit 1995/96 erringen. Im letzten Jahr schnappte sich Banik Ostrava den Titel, aber Sparta stand am Ende der Saison als
Vizemeister einmal mehr vor Slavia, das als Vierter nicht einmal in den Europapokal einzog. Nach 13 Spieltagen der neuen Saison
hinkt Slavia als Sechster der Tabelle hinterher, während Sparta wieder Tabellenführer ist. Der dritte Lokalrivale Dukla - immerhin
zehmaliger tschechoslowakischer Meister - existiert inzwischen nicht mehr, wenn man von einer unterklassigen Neugründung absieht. Der
eigentliche Dukla-Nachfolger aber heißt Marila Příbram, denn der frühere Armeeclub ist 1996 in die Vorstadt umgezogen, was formal als
Fusion mit dem damaligen FC Příbram über die Bühne gebracht wurde. 2001/2002 stellte sich ein erster Erfolg in Form einer UEFA-Cup-Teilnahme
ein, in der laufenden Spielzeit aber steht man mit 11 Punkten nur kurz vor einem Abstiegsplatz und muß sich erst mal aus dem Tabellenkeller absetzen.
Nach sechs Minuten erzielt Martin Latka das 1:0 für die Hausherren, zehn Minuten später erhöht Slavia auf 2:0
und nur fünfmal dreht der Sekundenzeiger
seine komplette Runde, bevor die Gastgeber gar auf 3:0 erhöhen. Dabei hat man nie den Eindruck, daß Slavia mit voller Kraft spielen muß, vielmehr
erzielen die Rot-Weißen die Treffer so einfach und mühelos wie sonst wohl nur im Training. Kurz vor Schluß gönnen sich die Spieler der Hausherren eine kleine Konzentrationsschwäche und begünstigen so einen Treffer für Marila Příbram, aber wer meint, daß der dazu angetan sein könnte, die Gäste noch mal in die Partie zurückzubringen, sieht sich getäuscht. Die Kontrolle bleibt bei Slavia, das sich im zweiten Abschnitt zunächst damit begnügt, seinen Vorsprung zu verwalten und dann quasi zwischendurch zwei weitere Treffer erzielt, so daß es am Ende 5:1 für die Hausherren heißt, aber selbst dieses Ergebnis gibt die Überlegenheit von Slavia nur unzureichend wieder, es hätten auch acht oder neun Treffer werden können.
Unter 2000 Zuschauer sind im geräumigen
Stadion Stahov keine allzu beeindruckende Kulisse und Anhänger von Marila Příbram sucht man völlig vergeblich,
obwohl der Weg von Příbram nach Praha mit 65 Kilometern nicht eben einer Weltreise gleichkommt. Die Slavia-Anhänger
haben sich bei dem kalten und regnerischen Wetter größtenteils im überdachten Oberrang niedergelassen und bieten von dort aus durchaus auch
Support. Zunächst gibt es ein kleines Intro mit Konfettiwürfen und Papierrollen, danach singt man durch, wobei
es auch eine Rolle spielen mag, daß man sich mit dem Support ein wenig aufwärmen kann. Zur zweiten Hälfte gibt
es dann noch eine kleinere Pyroshow, die im wesentlichen aus einigen aufgestellten Tischfeuerwerken und einigen
abgeschossenen Leuchtpatronen besteht. Diese Form des Supports würde wohl in Deutschland heftigen Protest durch
den Stadionsprecher hervorrufen, in der Gambrinus-Liga macht man sich nicht die Mühe einer Durchsage.
Das Stahov ist nicht der traditionelle Spielort von Slavia, sondern bietet nur wegen des Neubaus eben dieses Spielorts, des Stadions "Eden" eine
vorübergehende Heimstätte. Es verfügt über eine alleinstehende Tribüne auf einer Längsseite, die mit blauen Sitzen ausgestattet ist und drei
zusammenhängende Tribünen in den Kurven und auf der Längsseite gegenüber, auf denen die Sitze in Rot und Weiß gehalten sind. Alle diese Tribünen
sind doppelstöckig angelegt, wobei nur der Oberrang überdacht ist und zwar auf eine eher altmodische Art und Weise, die nicht ohne Stützpfeiler
auskommt. Für Beleuchtung sorgt eine Flutlichtanlage, bei der Strahler nicht nur über vier Masten verteilt, sondern auch etwas erhöht parallel zu den Dächern der Längsseiten angebracht sind. Eine Anzeigetafel ist eigentlich nicht vorhanden, allerdings wird mit einer kleinen aufstellbaren Tafel nur für Zwischenergebnis und Spielzeit improvisiert. Vor allem in den Kurven ist man - und das ist der wesentliche Nachteil des ansonsten sehr schmuck anzusehenden Stadions - extrem weit vom Spielgeschehen entfernt, da die Anlage über eine sehr großzügig ausgelegte Laufbahn verfügt. Originell sehen die Eingänge in die Kurvenblöcke aus, die im Laufe der Kurve immer weiter nach oben wandern, aber das ist natürlich eigentlich weniger eine gestalterische Maßnahme als aus der Notwendigkeit geboren, da das Stadion seitlich in einen Hang hineingebaut ist und die Eingänge sich immer auf der Höhe des umliegenden Gebäudes befinden. Direkt neben dem Stadion findet man innerhalb des Strahov-Komplexes übrigens einen Dinosaurier unter den Stadien, das alte Spartakiádní Stadion, das Platz für 250000 Zuschauer bietet und in dessen Inneraum inzwischen gleich einige Fußballplätze und die Geschäftsstelle von Slavias Lokalrivalen Sparta Prag, untergebracht sind, nachdem die Anlage lange brachgelegen hat. Auf den Fußballfeldern im Innenraum werden offensichtlich nicht nur Trainingseinheiten abgehalten, sondern - auch heute - Jugendspiele ausgetragen.
(Fotos).
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