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10.09.2013, Estádio Anacleto Campanella, Campionato Brasileiro Série B |
Die Associação Desportiva São Caetano ist ein akuteller Zweitligist aus São Caetano do Sul, einer eigenständigen Gemeinde, die
allerdings nur gut 10 km von der 11-Millionen-Stadt São Paulo liegt, jedoch inzwischen mit der Metropole durch ein
durchgängig bebautes Gebiet verbunden ist und gehört somit zur Metropol-Region São Paulo mit ihren über 20 Millionen
Einwohnern. Zu den populärsten Vereinen des südamerikanischen Kontinents gehören die heutigen Hausherren
mit Sicherheit nicht, und doch waren sie einmal kurz davor, sich dessen Krone aufzusetzen. 2002 stand der
Club im Finale der Copa Libertadores und hatte auswärts in Asuncion mit 2:1 gegen den Club Olimpia gewonnen,
bevor man zu Hause mit dem gleichen Ergebnis verlor und dem paraguayischen Vertreter im Elfmeterschießen
mit 2:4 unterlag. Auch in der Landesmeisterschaft war man im Jahr davor nur zweiter Sieger gewesen - die
Finalspiele waren mit 4:2 und 2:1 gegen den Clube Atlético Paranaense verloren gegangen, nachdem man im
Halbfinale Atlético Mineiro aus Belo Horizonte ausgeschaltet hatte. Aktuell sieht die Welt deutlich trister
aus für São Caetano, denn man ist als Vorletzter der Tabelle hochgradig vom Abstieg bedroht und muß heute
unbedingt gegen den Tabellendritten Paraná Clube gewinnen, um den Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen nicht zu
groß werden zu lassen.
Vorletzter gegen Dritter klingt nach einem fast aussichtslosen Unterfangen, aber es zeigt sich schnell,
daß São Caetano heute in der Lage ist, mitzuhalten oder, genauer gesagt, daß die Partie von beiden Seiten
zum Haareraufen schlecht ist und man sich schnell fragen muß, wie hier jemals ein Tor fallen soll. Allenfalls
Freistöße und Weitschüsse strahlen ansatzweise Gefahr aus, werden jedoch in der ersten Hälfte auch Beute der
Torhüter oder zumindest zum Eckball geklärt. In einer derartig von Fehlern geprägten Partie ist es wohl
passend, daß schließlich ein Aussetzer von Gästetorhüter Luis Carlos für das erste Tor der Partie sorgt, dem
eine Faustabwehr viel zu kurz gerät, wofür sich São Caetanos Fred mit einem Flachschuß ins leere Tor bedankt -
Proteste des Goalies, zu hart bedrängt worden zu sein, laufen dann auch ins Leere, und so heißt es 1:0. Nach
einer halben Stunde im zweiten Abschnitt legt São Caetano durch Jael einen weiteren Treffer drauf, der auch
zum bisherigen Spielverlauf paßt, denn es ist ein Weitschuß von außerhalb des Strafraums, diesmal aber so
exakt getroffen, daß das Leder exakt den Weg ins Toreck findet - ein durchaus spektakulärer Treffer. In der
Endphase dreht Paraná Clube endlich auf und will es noch einmal wissen, und wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, hätte
nicht Heimtorwart Rafael Santos in der 82. Minute in einer 1:1-Situation in der Manier eines Feldspielers zur
Ecke geklärt. So jedenfalls fällt noch ein Treffer für die Gäste, es ist aber eben nicht der Ausgleich, sondern
am Ende der - ohne erkennbaren Grund fünfminütigen - Nachspielzeit nur eine Randnotiz - Reinaldo bringt das
Leder aus dem Gewühl im Tor von São Caetano unter, aber die Gäste können sich nicht richtig freuen, wissen sie
doch, daß der Schlußpfiff von Schiedsrichter Cléber Vaz da Silva unmittelbar folgen wird.
Das Stadion ist sehr spärlich gefüllt und von den wenigen anwesenden Gästefans ist überhaupt nichts wahrzunehmen,
während sich die Heimfraktion mit ein paar Bannern im gegenüberliegenden Hintertorbereich eingefunden hat und
von hier aus immer einmal wieder zu hören ist. Grandios kann die Stimmung bei solchen Zahlenverhältnissen natürlich
nicht werden, aber so bleibt immerhin Raum, die eine oder andere Kuriosität mitzubekommen, zum Beispiel einen
Zuschauer, der sich ganz außen auf der Hintertortribüne alleine in den Schatten auf der Seite drängt und von dort
aus nahezu jede Bewegung des Balles in momotonen Tonfall kommentiert - mit anderen Worten gibt es Support, den
man bei jedem Amateurspiel in die Klasse "typisches Rentnerpublikum mit ein paar Dorfultra-Einsprengseln"
einsortieren würde.
Die Hausherren tragen ihre Heimspiele im Estádio Municipal Anacleto Campanella aus, das im Norden von
São Caetano do Sul zu finden ist und, um es etwas komplizierter zu machen, normalerweise nur Estádio Anacleto
Campanelle genannt wird, vor Ort aber ausschließlich als Estádio Municipal beschildert ist. Wenn man über einen -
ans U-Bahn-Netz São Paulos angeschlossenen - Vorort-Zug das Stadion erreicht hat, findet man
eine durchaus beeindruckende Anlage vor, auch, wenn sie nur auf drei Seiten
über Ausbau verfügt. Auf der Hauptseite gibt es eine überdachte Tribüne, die von den hohen Traversen hinter
den Toren weit überragt wird, die so zum eigentlichen Blickfang der Anlage werden und in ihrer Steilheit
beeindrucken. Die blaugestrichenen Stufen ziehen sich im heimischen Hintertorbereich noch leicht in
die Gegenseite und sind bei den Auswärtsfans etwas schmaler und separat stehend gehalten. Genau genommen
kann man auch der Gegenseite Ausbau zubilligen - jedenfalls bei gutem Willen -, denn dort steht ein Containerbau,
der mit seinen verglasten Räumen wohl eine Art VIP-Logen bieten soll, aber objektiv betrachtet eher eine
Verschandelung der ansonsten sehr sehenswerten Anlage darstellt. Die AD São Caetano spielt seit 1991 in der
Spielstätte, die vorher von diversen Clubs genutzt wurde und sorgte am 9.12.2001 für den Zuschauerrekord, als man beim bereits erwähnten
2:1-Halbfinalsieg in der Endrunde um die brasilianische Meisterschaft gegen Atlético Mineiro 19805 Zuschauer
ins Estádio Municipal Ancleto Campanelle locken konnte - aktuell wird seine
Gesamtkapazität im Internetangebot des Clubs mit 14400 Zuschauern deutlich niedriger beziffert.
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