|
Hünfelder SV |
maps.google.de |
Die Oberligen Hessischer Fußballverband |
LilienFans.de Treue Heiner LilienWorld.ch ultrasdarmstadt.de.vu |
30.04.2004, Rhönkampfbahn, Oberliga Hessen |
Das "Hünfelder Kreisblatt" konnte in seiner Ausgabe vom 3. Juli 1919 berichten, daß sich ein Fußballverein in der Stadt gegründet
habe, der zunächst auf diversen Wiesen spielte, die man sich jeweils von einem Bauern dafür ausleihen mußte. In den folgenden Jahren stieß man auf diverse Schwierigkeiten, baute aber nach und nach das Sportangebot aus und konnte kurz nach Naziherrschaft und zweitem Weltkrieg - der natürlich auch nicht spurlos am Sport in Hünfeld vorbeigegangen war - den aktiven Sport wieder aufnehmen und 1948 mit der "alten Rhönkampfbahn" einen eigenen Sportplatz einweihen. Das Jahr 1962 brachte mit dem Aufstieg in die höchste hessische Amateurklasse einen neuen Höhepunkt für die Fußballabteilung, die im Jahr darauf den Hessenpokal gewinnen konnte, aber 1970 ging diese Aera mit dem Abstieg aus der Liga zunächst mal zu Ende. In den 80er Jahren stieg man zeitweilig bis in die Bezirksliga ab, aber im Jahr 2000 kehrten die Hünfelder Kicker in die Landesliga zurück und zur laufenden Spielzeit gelang die Rückkehr in die Oberliga. Hier geht es erst mal um den Klassenerhalt und der wird schwer genug werden - steht man doch auf dem Relegationsplatz. Mit Darmstadt 98 gibt heute ein Team seine Visitenkarte in Hünfeld ab, das die Oberliga als einen Betriebsunfall wertet und sofort in die Regionalliga zurückkehren will und das mit recht guten Aussichten, führt man doch die Liga an. Andererseits liegt der Verfolger von Hessen Kassel nur um zwei Punkte zurück, so daß es für die Lilien sehr wichtig ist, heute vorzulegen und Kassel für dessen Partie am Freitag bei den Amateuren von Eintracht Frankfurt unter Druck zu setzen.
Schon in der ersten Spielminute erleiden die Hoffnungen der Darmstädter auf den Tagessieg einen empfindlichen Dämpfer. In der
Anfangsphase steht die Abwehr der Lilien offensichtlich mental noch nicht ganz auf dem Platz und der resultierende Durchburch des HSV führt zu einer Notbremse, die zwar zu keinem Tor führt, aber dem Lilien-Spieler Uster eine rote Karte bringt - hier wird wohl nicht mal eine Dusche nötig gewesen sein. Im weiteren Spielverlauf dominieren zunächst mal die Hausherren, die den Tabellenständen zum Trotz das klar bessere Team sind und auch klare Chancen herausarbeiten können. Dennoch geht es erst mal ohne Treffer in die Pause und nach der Unterbrechung übernehmen dann nach und nach die Gäste die Regie. Als dann in der 63. Minute per Kopfball der Treffer zum 0:1 fällt, ist es mit der Herrlichkeit der Hausherren endgültig vorbei. Jetzt ist von Hünfeld nichts mehr zu sehen und der SV Darmstadt könnte noch mehr Treffer erzielen als die Tore in den Spielminuten 69 und 76, die den Endstand bedeuten. Letztendlich zeigen die Lilien eine Cleverness, die man wohl braucht, um seine Liga zu gewinnen, und die zumindest heute gemeinsam mit der dafür ebenso benötigten Portion von Glück auftritt. Sollte ein Beobachter aus Kassel im Stadion gewesen sein, dürfte er bis zur Halbzeitpause Positives nach Hause übermittelt haben, um dann im zweiten Abschnitt von einer ganz anderen Partie zu berichten als zuvor, die die Ausgangslage für den KSV Hessen nicht gerade leichter macht.
Wie bei Auswärtsspielen der Lilien üblich haben sich für Oberligaverhältnisse sehr viele Zuschauer eingefunden, die
durch getrennte Eingänge für Heim- und Gästeanhänger ins Stadion gehen und dort getrennt werden - allerdings eher halbherzig, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Sperren zu umgehen. Unmittelbar vor der Partie bauen sich auch noch ein paar Ultras (oder jedenfalls eine Fangruppe) von Hünfelder-SV-Anhängern auf und beginnen, ihre Mannschaft mit ein oder zwei Doppelhaltern und Gesang zu unterstützen. Obwohl der Altersdurchschnitt eher um die 15 zu liegen scheint, schreckt man auch vor Provokationen in Richtung der Lilien-Fans nicht zurück, was die meisten Darmstädter anscheinend eher locker sehen und mit "Ihr wißt noch nicht mal, wie man Abi schreibt!" auf das junge Durchschnittsalter der Gegner hinweist, nur zwei offensichtlich leicht angetrunkene und etwas ältere Anhänger aus Darmstadt sind etwas angesäuert und fordern die Hünfeld-Fans auf, doch zu ihnen runter zu kommmen, denn angesichts der originellen lokalen Verhältnisse in der Rhönkampfbahn haben sich die HSV-Supporter am Hang schräg rechts oberhalb der Gästefans aufgebaut. Zum Großteil sind die Darmstadt-Anhänger übrigens auch eher im Teenager-Alter. Die Gäste unterstützen ihre Lilien ebenfalls recht durchgängig und haben dabei auch Zeit für den einen oder anderen Schmähgesang Richtung Heimsupporter, wobei die Stimmung bei den Lilien nach der roten Karte etwas angeheizt ist und sich erst nach den Treffern ihres Teams wirklich bessert. Danach zeigt man dann noch etwas abgedrehten Humor, als man die "HSV! HSV!"-Sprechchöre der Anhänger vom Hünfelder SV mit "St. Pauli! St. Pauli!" beantwortet.
Mit der Rhönkampfbahn verfügt der Hünfelder SV über eine wirklich sehr schöne Anlage, die aus Haupt- und
Nebenplatz besteht, die wohl als fast gleichwertig bezeichnet werden können. Heute wird auf dem Hauptplatz gespielt, einem als reinen Fußballplatz ausgelegten Feld. Auf einer Seite steht eine kleine Tribüne, die gegen einen zusätzlichen Euro erklettert werden darf und vom Ticketverkäufer nach Sicht daraufhin kontrolliert wird, ob sie voll besetzt ist. Zu beiden Seiten der Tribüne gibt es noch zwei Stufen und auch die Gegenseite ist mit Stufen - hier vier an der Zahl und aus erdverfüllten Kantsteinen bestehend - ausgebaut. Hinter einem Tor wurde auf Ausbau verzichtet, hinter dem anderen sind noch ein paar Stufen im Hang zu finden, die allerdings eher sinnlos abgebracht sind, haben sie doch einen großen Abstand vom Spielfeld und verlaufen zudem nicht parallel, sondern entfernen sich etwa im 30-Grad-Winkel vom Platz. Die besten Plätze gibt es aber eigentlich oberhalb der Hänge selbst, wo man aus einer bundesligareifen Perspektive von Hintertorbereich und Gegenseite aus die Partie verfolgen kann und die Sicht nur leicht von vereinzelt stehenden Bäumchen beeinträchtigt ist (und hier haben sich die HSV-Fans in der Diagonale eingefunden, so daß die Lilien-Anhänger auf der Gegengerade halt etwas vor und unterhalb der Heimfans stehen). Der Nebenplatz mit Kunstrasenbelag und Laufbahn liegt hinter der besser ausgebauten Seite des Hauptplatzes und verfügt sogar über eine noch etwas größere Tribüne und über eine Flutlichtanlage, die dem Rasenplatz fehlt. Somit dürfte er einen eigenen Besuch lohnen - Spielbetrieb sollte es auf jeden Fall dort geben, zumal er ja bei Dunkelheit als Ausweichplatz genutzt werden muß und sicher auch bei Regenwetter in diesem Sinne verwendet werden dürfte. Die "Rhönkampfbahn der Stadt Hünfeld", damit nennt ein Schild am Eingang den offiziellen Namen der "Sportanlage HSV und J. A. F.-Schule" (so der Untertitel) gehört mit Sicherheit zur oberen Klasse der Oberligaspielstätten in Deutschland und das gilt umsomehr im Kreise der doch oft in recht tristen Anlagen kickenden Konkurrenz in der Hessenliga.
|