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FC Wacker Innsbruck II |
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Regionalliga West |
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17.10.2010, Tivoli Neu, Regionalliga West |
Eigentlich könnte man das heute Spiel als die Partie zweiter Retortenmannschaften bezeichnen, denn Wacker Insbruck,
das heute mit seiner zweiten Mannschaft zum Spiel der Regionalliga West gegen den Sportverein Austria Salzburg antritt,
wurde 2002 gegründet, und der Gastverein hat sogar erst 2005 das Licht der Welt erblickt. Bei den Vereinen selbst und
ihren Fans sieht man das freilich etwas anders, und beide Seiten können gute Gründe für ihre Sichtweise liefern. Die 2002
als FC Tirol gegründeten Hausherren sehen sich in der Tradition des gleichnamigen Vorgängerclubs von 1915, dessen 1993
abgespaltete Fußballabteilung 2002 in Konkurs gegangen war, was die Neugründung erforderte, und die erste Mannschaft
hat es zur aktuellen Spielzeit gerade wieder in die Bundesliga geschafft. Etwas anders ist die Situation bei den Gästen,
deren Vorgängerclub gewissermaßen noch exisitiert, aber nach der Übernahme durch den Red-Bull Konzern samt Wechsels von
Vereinsnamen und -farben für viele Salzburger zu einem blutleeren Zombie geworden ist, so daß man einen neuen Verein
gründete, der die Tradition in violett und weiß fortsetzen soll, nachdem klar war, daß man bei Red Bull kein Gehör finden
würde.
Beide Clubs liegen im Mittelfeld der Tabelle und auch, wenn theoretisch nach oben noch etwas gehen könnte,
ist es wohl eher eine Partie, in der es zwischen den alten 'Westderby'-Rivalen ums Prestige geht. Nach einer guten
Viertelstunde geht der SV Austria durch Marko Vujic in Führung, nachdem man den Ball auf der linken Seite schon fast
vertändelt hat. Wacker Innsbruck, das schon vor dem Treffer den etwas besseren Eindruck gemacht hatte, läßt sich aber
nicht verunsichern und macht weiter Druck, was in der 37. Minute belohnt wird, als Marco Kofler einen abgeklatschten
Freistoß zum Ausgleich einschieben kann, und in der Schlußminute der ersten Halbzeit kommt es fast zur Führung für Wacker
Innsbruck, als das Leder nach einem schnellen Angriff an den Pfosten klatscht. Auf die reine Spielzeit betrachtet hält
dieses Glück allerdings nicht lange vor, denn fünf Minuten nach Wiederanstoß ist die Salzburger Abwehr überhaupt nicht
im Bilde, was Momo Ildiz mit einem Treffer aus kurzer Distanz für die Innsbrucker Farben nutzt. Ildiz ist es schließlich
auch, der in der 64. Minute vom Salzburger Schlußman Stefan Huber von den Beinen geholt wird, der nach seiner Notbremse mit einer
gelben Karte gut bedient ist, beim folgenden Elfmeter aber das 3:1 für Innsbruck nicht verhindern kann, das schließlich
auch den Endstand der Partie bedeutet.
Als die Partie mit einer Schweigeminute für das kürzlich verstorbene Vorstandmitglied Erwin Tögel beginnt,
haben sich diverse Fans der beiden Clubs vor dem Stadion bereits selbst sportlich betätigt und sich gegenseitig
durch die Straßen gejagt, wobei die anwesende Polizei es offensichtlich vorzieht, dem Geschehen zuzuschauen als
es zu unterbinden. Zusammen mit diversen ähnlichen Aktionen nach Spielende führt das zu heißen Diskussionen um
das Auftreten der Anhänger bei diesem Spiel, was zu einer
Distanzierung des Vorstands des SV Austria
vom gewaltbereiten Teil seiner Anhängerschaft führt, wobei aber auch Vorwürfe gegen Polizei und Orndungsdienst (Versagen) und
die Tiroler Seite (Provokation) erhoben werden. Während der Partie supportet man zum Großteil mit eher Althergebrachtem,
wobei man auf Seiten der Austria auch schon einmal die Rassismus-Schublade aufzieht ("Zick, zack, ..."). Dazu gibt es
das eine oder andere Transparent sowie diverse Rauch- und Pyroaktionen auf Salzburger Seite.
Im Stadion Tivoli spielen die Innsbrucker bereits seit 1953, allerdings wurde die aktuelle Spielstätte am 8. September
2000 wenige Meter vom traditionellen Spielort des Clubs eröffnet. Die Anlage kommt als reines Fußballstadion daher,
das über wenig Originalität verfügt, aber immerhin mit recht enger Bauweise und dicht ans Spielfeld gebauten Tribünen
zu gefallen weiß und zumindest mit ihren auffälligen sechs Flutlichtmasten, die auf die Tribünendächer aufgesetzt sind,
einen Hauch von Eigenständigkeit bekommt. Die Kapazität reicht für 16008 Zuschauer aus bzw. für 15200 Zuschauern bei
internationalen Spielen. Um sie auch bei der Europameisterschaft 2008 nutzen zu können, wurden drei Tribünen aufgestockt,
und man konnte so vor 30772 Zuschauern spielen - inzwischen ist aber der Rückbau in den alten Zustand erfolgt.
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